die Sachgeschichte
Woher kommt die Redensart "jemandem das Wasser (nicht) reichen können"?Wieder so ein Spruch, den man oft gebraucht, aber gar nicht weiß was man sagt! Gemeint ist ja, jemanden in Tüchtigkeit und Erfolg (nicht) gleich zu sein. Und wie so oft kommt dieser Ausspruch aus dem Mittelalter, also etwa aus der Zeit zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert:
Im Mittelalter wurde nicht wie heute mit Besteck gegessen, sondern mit den bloßen Fingern. Gut, das gibt es heute auch noch hier und da, aber im Allgemeinen essen wir heute mit Besteck.
Weil mit Fingern zu essen immer eine Sauerei ist, wurde vor und nach dem Essen in vornehmeren Häusern eine Schale Wasser gereicht, um den Gästen das Waschen der Finger zu ermöglichen. Das Wasser wurde also von Bediensteten gereicht. Und wer an der Essenstafel bedienen durfte, der war schon ein besserer Bediensteter. Wenn man also nicht einmal wert genug ist, das Wasser reichen zu dürfen, dann ist man in der Hierarchie so weit unten angesiedelt, dass "man nicht mal das Wasser reichen kann." Diese übertragene Bedeutung wurde vor allem auch durch das Zitat in Goethes "Faust" bekannt: "Aber ist eine im ganzen Land, / Die meiner trauten Gretel gleicht, / Die meiner Schwester das Wasser reicht?"
Interessant ist, dass wir heute die Redewendung nicht mehr so verwenden, wie sie gedacht war, denn heute meinen wir, dass wenn einer einem das Wasser nicht reichen kann, dass er dann unterlegen ist. Darum ging es aber früher gar nicht, denn es war nur ein Unterscheidungsmerkmal innerhalb der Dienerschaft und nicht die vom Bediensteten zum Herrn.
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