die Sachgeschichte
Warum feiern wir Weihnachten am 24.12.?Das Weihnachtsfest ist ein christliches Fest und geht auf die Geburt von Jesus zurück. Wir kennen die Krippe, in der das Jesukind liegt und für mich war es immer klar, dass er wohl am 24.12. geboren worden sein muss. Aber das genaue Geburtsdatum von Jesus ist unbekannt! Selbst das Geburtsjahr ist wahrscheinlich nicht das Jahr 0, sondern wahrscheinlich sieben Jahre vor unserer Zeitrechnung. Der Stern von Bethlehem wird als seltene astronomische Konstellation der Planeten Saturn und Jupiter im Sternbild der Fische angesehen, die nur alle 805 Jahre vorkommt. Wenn dies zutrifft, dann wäre das dann sieben Jahre früher. :-)
Unser Weihnachtsfest wurde erst im 4. Jahrhundert durch die Kirche in Rom festgelegt. Seitdem feiern wir Weihnachten nach dem gregorianischen Kalender am 25. Dezember. Also auch nicht am 24.12., wie wir in Deutschland das tun. Übrigens feiert die überwiegende Mehrheit der Weltbevölkerung (die überhaupt Weihnachten feiern) am 25. und nicht am 24.12.
Es wird vermutet, dass der 25. Dezember aus Christianisierungsgründen gewählt wurde. Es geht auf die heidnisch-germanische Religion zurück, wo dieses Datum zu den zwölf heiligen Nächten der Sonnenwende gehörte. Von dort ("ze wihen nahten" = "in den geweihten, heiligen Nächten") leitet sich auch die deutsche Bezeichnung "Weihnachten" ab.
Warum feiern wir Deutschen und noch ein paar andere Länder aber nun am 24.12. Weihnachten? Der Grund liegt darin, dass Christen sich vor Weihnachten versammelten um sich auf das Fest einzustimmen. Sie wachten in der Nacht um Jesus Christus zu erwarten. Deshalb nennen wir diese Nacht auch die "heilige Nacht" und Weihnachten ist der "heilige Abend". Und wie wir Menschen halt so sind, machten manche Menschen aus diesem heiligen Abend das eigentliche Fest.
Soweit meine Sachgeschichte, die eh schon viel zum Lesen war. Aber ich habe von einem befreundeten Leser aus der Schweiz, der auch Theologe ist und sich intensiv mit der Bibel beschäftigt, die ausgearbeitete Version zu meinen Zeilen bekommen, die ich hier anfügen möchte. Das ist nun richtig viel zum Lesen, aber auch sehr spannend.
Hier also die Geschichte von Walter Kuster mit dem Titel "Was feiern wir eigentlich jedes Jahr am 25. und 26. Dezember?":
Das kannst du in der Bibel nachlesen im Lukasevangelium Kapitel 2 Verse 1 - 20. Es geht dabei um die Ereignisse rund um die Geburt des Jesus von Nazareth.
Es begann gemäß der Schilderung im Lukasevangelium mit einem Befehl vom Kaiser Augustus, dass alle Einwohner im ganzen römischen Reich in Steuerlisten eingetragen werden mussten, aber nicht am Wohnort, sondern am Heimatort der Vorfahren.
So machte sich auch Joseph von Galiläa aus der Stadt Nazareth auf, um nach Judäa in die Stadt Davids zu wandern, die Bethlehem heißt, weil er zur Familie und zum Geschlecht Davids gehörte. Den entsprechenden Stammbaum findest du im Matthäusevangelium Kapitel 1 Verse 1 - 17. und bei Lukas 3, 23-38.
Mit dabei war auch Maria, seine Anvertraute, welche hochschwanger war. Da sehr viele Nachkommen von David nach Bethlehem pilgerten waren alle Herbergen total überfüllt, so dass Joseph und Maria in einem Stall übernachten mussten, wo Maria dann auch prompt ihren ersten Sohn gebar. Sie hüllte ihn in Windeln und legte ihn in eine Futterkrippe.
In jener Gegend gab es auch Hirten, die über Nacht unter freiem Himmel ihre Herde bewachten. Zu diesen Hirten kamen Engel und berichteten ihnen von dieser Geburt in einem Stall. Dieses Kind sei Christus, der Herr - ihr Retter.
Daraufhin besuchten diese Hirten Maria und Joseph mit dem Kind in der Krippe und erzählten, was die Engel über das Kind gesagt hatten.
Soweit der Bericht im Lukasevangelium. Die christlichen Kirchen machten später daraus ein Geburtstagsfest und legten irgendwann auch das Datum fest, an welchem dieser spezielle Geburtstag jeweils gefeiert werden sollte - eben zum Beispiel der 25. und 26. Dezember bei uns in Europa. Der Geburtstag wurde um 353 n. Chr. von den Kirchenvätern auf den 25.12. festgelegt.
Dass viele in Europa den 24.12. als Geburtsdatum feiern, ist eigentlich falsch. Viele andere Länder feiern auch nicht den 24.12.
Seit Anfang des 4. Jahrhunderts feiern die Christen am 25. Dezember die Geburt Jesu. Man vermutet (!), dass die Kirchenväter dieses Datum wählten, weil die Heiden an diesem Tag das Fest des Sonnengottes Mithras feierten: ein Feiertag, der 274 von Kaiser Aurelian eingeführt worden war und im Volk sehr populär war. Christus war schließlich die "Sonne der Gerechtigkeit" und das "Licht der Welt". Auch die altrömischen Saturnalien wurden in diesem Zeitraum (am 19. Dezember) gefeiert. Jahrzehnte später am 25. Dezember des Jahres 336, liess der Bischof Roms in den Kalender eintragen: "Christus wurde in Bethlehem geboren."
Vor Martin Luther gab es in den einzelnen deutschen Herrschaftsgebieten zwischen einem und fünf Weihnachtsfeiertagen. Erst Luther vereinheitlichte die Weihnachtsfeiertage und setzte sie auf zwei fest. So ist es bis heute geblieben.
In der katholischen Liturgie ist der 26. Dezember außerdem dem heiligen Stephanus gewidmet. Aber der 26.12. ist in vielen Ländern kein Feiertag.
Andere Länder und Konfessionen (z.B. orthodoxe Kirche) wiederum feiern Weihnachten erst am 6. Januar.
Wie sieht das Ganze aus der Sicht eines historischen Betrachters aus?
Die inzwischen wohl bekannteste kirchliche Erfindung in den Evangelien sind die Geschichten um die Geburt des "kirchlichen" Jesus in Bethlehem - während der echte, historische Jesus in Nazareth zur Welt gekommen war.
Das kann man gerade bei uns in der Schweiz den Menschen nicht richtig erklären, weil wir in unseren Ausweisen den Heimatort vermerkt haben (der wäre bei Jesus Bethlehem gewesen, entsprechend der Abstammung von David) und weil somit bei uns in der Schweiz unser Geburtsort (bei Jesus: Nazareth) völlig unwichtig ist. In allen Ländern um uns herum steht aber der Geburtsort im Pass drin - und einen Heimatort gibt es gar nicht. Der Geburtsort hat in andern Ländern den gleich hohen Stellenwert wie in der Schweiz der Heimatort.
Jesus wurde seinerzeit in Nazareth geboren, darum nannte man ihn damals wie heute auch "Jesus von Nazareth". Wäre er wirklich in Bethlehem zur Welt gekommen, dann hätte man ihn schon zu Lebzeiten "Jesus von Bethlehem" genannt. Denn solcherlei Bezeichnungen gingen in jener Zeit immer nach dem Schema: "Vorname" - "von" - "Geburtsort". Nachnamen kannte man damals noch nicht.
Wie sehr die frei erfundene Bethlehem-Legende sagenhafte Züge trägt, zeigt auch die Verwechslung von zwei Ortschaften gleichen Namens. Man meint als Geburtsort Bethlehem bei Jerusalem, die Stadt Davids. Herangezogen wird aber eine Prophezeiung über Bethlehem-Ephrata (Micha 5,1), der Sterbeort der Stamm-Mutter Rahel (1. Mose 35,19) das ganz anderswo liegt. Trotzdem wurde später auch das Grab Rahels in Bethlehem bei Jerusalem verehrt.
Natürlich ist mir auch klar, dass sich die vielen "frommen Märchen um die Geburt im Stall zu Bethlehem" für Weihnachtsfeiern mit Kindern sehr gut eignen - und ich habe da nichts dagegen. Aber spätestens wenn diese Kinder erwachsen werden, sollte man zugeben, dass Bethlehem genauso erfunden wurde wie der Osterhase oder der Sankt Nikolaus. Denn alles weist darauf hin, dass Jesus aus Nazareth stammt.
Wir kennen ja alle auch die "falschen Beweise" aus den Evangelien: Die angeblich von Rom angeordnete Volkszählung zu Steuerzwecken, für die sich jeder an seinen Heimatort begeben musste. Aber: Wir kennen aus historischen Quellen alle römischen Volkszählungen im Gelobten Lande jener Jahre, und keine fällt auf ein auch nur halbwegs passendes Jahr. So fand eine Volkszählung der steuerpflichtigen Bürger im Jahre 8 v. Chr. in der Provinz Syrien statt, wo ein gewisser Publius Sulpicius Quirinius Statthalter war. Aber diese Volkszählung hatte für Joseph keine Bedeutung, denn er lebte in Nazareth also in Galiläa und nicht in der Provinz Syrien. Somit hatte der in Galiläa lebende Joseph keinen Grund, um ins ca. 148 km entfernte Bethlehem aufzubrechen, welches weder sein Geburts- noch sein Wohnort war, sondern nur der Stammsitz seines Geschlechtes, nämlich des Hauses Davids.
Ungefähr 50 Jahre nach Jesu Kreuzigung wurde der Geburtsort Jesu von Nazareth nach Bethlehem verlegt, weil man belegen wollte, dass Jesus ein Nachfahre des legendären Königs David war.
Auch die Säuglingsmetzelei des Königs Herodes wird in historischen Quellen nirgends erwähnt. Zudem starb Herodes schon im April des Jahres 4 vor Christus - war also zum vermuteten Geburtstermin von Jesus Christus schon einige Jahre tot. Somit fällt natürlich auch die Flucht von Maria und Joseph mit dem Säugling nach Ägypten aus. Das Vorbild für den Kindermord zu Bethlehem, der historisch gesehen niemals stattgefunden hat, finden wir im Alten Testament: Vor der Geburt des Mose lässt der grausame Pharao alle neugeborenen Knaben in den Nil werfen, und nur der Erwählte wird wunderbar gerettet. Von der Auslegung her basiert dieser fiktive Kindermord von Bethlehem auf der Klage der Rahel um ihre Kinder (Jeremias 31,15), denn das Grab dieser Rahel befindet sich ja auch in einer Ortschaft namens Bethlehem.
Dass Jesus von einer Jungfrau geboren wurde ist vermutlich auf eine Fehlübersetzung von Jesaja 7,14 zurückzuführen: "eine Jungfrau ist schwanger" anstatt "eine junge Frau ist schwanger". Aber auch darauf, dass die Geburt bedeutender Männer gerne als Jungfrauengeburt beschrieben wurde (so bei Laotse, Buddha, Zarathustra, Platon, dem arabischen Gott Dusares und dem ägyptischen Osiris).
Gleiches gilt auch für den Stern von Bethlehem: Die Geburt eines grossen Königs musste sich auch in himmlischen Zeichen erkennen lassen, das gehörte zu einer Königsgeburt dazu wie Lametta zum Weihnachtsbaum.
Auch die erst in späteren Jahren konstruierten Stammbäume Jesu bei Matthäus (1, 1-17) und Lukas (3, 23-38) hängen ein wenig in der Luft und stimmen bekanntlich nicht überein. So ist rätselhaft, warum sie statt Maria nur Joseph auf König Davids Vater Isai zurückführen. Falls Jesus wirklich "der Sohn einer Jungfrau" war, dann hatte Joseph in seinem Stammbaum nichts zu suchen. Und schon der Grossvater Jesu stimmt in den beiden Evangelien nicht überein. Nach Matthäus ist Joseph, der Mann der Maria, der Mutter Jesu, ein Sohn Jakobs. Nach Lukas ist derselbe Joseph ein Sohn Elis. Es ist auch nicht vorstellbar, dass damals eine normale Familie eine Ahnentafel hatte, die bis zu 1000 Jahre zum legendären König David zurückreichte. Erst theologische Absichten haben aus Jesus einen Nachfahren Davids gemacht.
Aber auch bei anderen Angaben widersprechen sich Matthäus und Lukas bezüglich der Geburt Jesu: Lukas beginnt in Nazareth, Matthäus in Betlehem. Bei Matthäus wird Maria nicht von einem Engel besucht, bei Lukas Josef nicht. Bei Matthäus soll die Geburt Jesu noch zu Lebzeiten des Herodes des Grossen (gestorben im April 4 vor Christus) erfolgt sein, bei Lukas hingegen kurz nach einer von Kaiser Augustus angeordneten Steuerschätzung zur Zeit des syrischen Statthalters Quirinius (war historisch gesehen ab 6 nach Christus im Amt).
Nach der Geburt geht Jesus bei Lukas in den Tempel, nach Matthäus geht er nach Ägypten ins Exil.
Bei Matthäus wohnen die Eltern in Bethlehem und siedeln erst nach der Rückkehr aus Ägypten nach Nazareth um. Lukas dagegen lässt die Eltern vor der Geburt Jesu von ihrem Wohnort Nazareth nach Bethlehem ziehen.
Von Magiern aus dem Morgenland, einem Wunderstern, einer Flucht nach Ägypten und einem Kindermord des Herodes berichtet Lukas nichts; umgekehrt weiss Matthäus nichts von einer Verkündigung der Geburt an die Hirten.
Und welches Interesse hätten heidnische Astrologen an einem jüdischen Messias im fernen Judäa gehabt haben sollen? Die weisen Magier aus dem Morgenlande sind in den Bereich der Märchen zu verweisen.
Nur in einigen wenigen Punkten sind sich Matthäus und Lukas einig: Jesu Eltern hiessen Maria und Josef, Jesus wurde während der Regentschaft von Herodes I. in Bethlehem geboren, und nach der Geburt landete er in Nazareth. Ach ja, und seine Mutter soll eine Jungfrau gewesen sein.
Die ganze kirchliche Konstruktion um die angebliche Geburt Jesu in Bethlehem hat auffällig viele Parallelen in berühmten Sagen des Altertums. Die Angst des Herodes vor einem neuen König, der ihm seinen Thron streitig machen will, findet sich in der Angst des Königs Laios von Theben vorgegeben, der seinen Sohn Ödipus bei der Geburt verstümmelt und verstösst. Dann müssen wir uns an den Mythos um die Geburt des Mose erinnern: Hier haben wir das Vorbild für den Kindermord an Bethlehem, der dort niemals stattgefunden hat. Vor der Geburt des Moses werden alle neugeborenen Knaben durch den grausamen Pharao ermordet und in den Nil geworfen - nur der Erwählte wird wunderbar gerettet. Exegetisch gesehen wird der Kindermord von Bethlehem an die Klage der Rahel an ihre Kinder (Jeremia 31,15) angelehnt, da man das Grab Rahels in Bethlehem lokalisierte.
Auch was alle Jahre wieder als "Krippenspiel" aufgeführt wird, stammt aus alten Mythen: so die Herbergssuche der hochschwangeren Göttin Isis oder von der Geburt des Gottes Dionysos, der wie das Jesuskindlein in eine Krippe gelegt und angebetet wird. Bei der Geburt von Dionysos eilen übrigens ebenfalls Hirten herbei, um dem neugeborenen "Heiland", als der Dionysos bezeichnet wurde, zu huldigen. Dieses Bild gefiel offenbar Lukas so gut, dass er auch bei Jesu Geburt Hirten zu dem Kindlein in der Krippe schickte.
Fazit: Jesus wurde nicht in Bethlehem, sondern in einem galiläischen Dorf geboren - und da man ihn zeitlebens "Jesus von Nazareth" nannte, müsste dies in Nazareth gewesen sein. Das genaue Datum kennen wir jedoch nicht.
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